Kugelschreiber-Kunst 2

Einfache Übung „Strichstrukturen“

Hier eine kleine Einübung des Zeichnens gleichmäßiger paralleler Striche. Die Übung dient auch dem Erlernen des zufälligen und kontemplativen Zeichnens. Selbstverständlich ist sie auch möglich mit anderen Stiften oder Schreibern, aber der Kugelschreiber in seiner Einfachheit und Beschränkung auf die Linienzeichnung soll hier vertiefend vorgestellt werden.

Schritt 1: Zeichnet zuerst eine Strichgruppe aus vier maximal fünf parallel gesetzten gleichgroßen Strichen. Diese Strichgruppen werden in jeweils unterschiedlicher Ausrichtung in gewissem Abstand zueinander auf dem Blatt verteilt.

Schritt 2: Nun erweitert ihr die jeweilige Strichgruppe in ein kleines Feld oder Knäuel von Strichgruppen. Die angrenzenden Gruppen haben dabei eine möglichst andere Ausrichtung.

Schritt 3: Ihr stellt nun zum Abschluss Verbindungen zwischen den jeweiligen Feldern oder Knäueln her, indem ihr weitere Strichgruppen nach demselben Muster hinzufügt. Damit entsteht eine übergeordnet und organisch erscheinende Struktur. Damit endet die Übung.

Tipp: Denkt nicht viel nach beim Zeichnen. Zeichnet im Rahmen der Vorgaben einfach drauf los.

 

Kugelschreiber-Kunst 1

Die wilde Skizze

In den kommenden Wochen möchte ich mich mit meinen Kunstkurs-Schülern aller Altersgruppen mit einem alltäglichen Gebrauchsgegenstand beschäftigen, der uns allen als vertrauter und verlässlicher Partner für das schnelle Aufschreiben von Notizen dient.

Kleine Kugelschreiber-Geschichte: Der Kugelschreiber, wie wir ihn heute verwenden, wurde 1938 nach vielen vorangegangenen Patentanmeldungen diverser Erfinder von den ungarischen Brüdern László und Georg Bíró und ihrem Geschäftspartner Andor Goy patentiert. Der Start als kommerzielles Produkt verlief zäh. Hielt man den Stift nicht hunderprozentig aufrecht, ergab sich kein ununterbrochener Tintenfluss. Mithilfe angerauhter Kugeln aus Edelstahl wurde dieses Problem weitestgehend gelöst, aber der Kugelschreiber wäre wahrscheinlich nie zu dem heutigen Massenprodukt geworden, wäre da nicht der Kontakt der Bíró-Brüder zu dem britischen Buchhalter Harry Martin in Bueons Aires  entstanden. Martin wusste, dass die British Air Force damals in großen Höhen Schwierigkeiten mit Schreibuntensilien hatte. Füller liefen aus, und die Offiziere hielten Ausschau nach anderen Werkzeugen, mit denen sie während des Fluges Notizen machen konnten. Martin stellte sowohl in Washington als auch in London den Repräsentanten der beiden Luftwaffen das Kugelschreiberdesign vor. Die Briten bestellten daraufhin 30.000 Kugelschreiber bei den Bíró-Brüdern. Es wurde der Durchbruch. Viele Erfinder und Hersteller wie Eberhard Faber und Milton Reynolds verfeinerten das Design. So besteht beispielsweise die Kugel heute im Normalfall aus Wolframkarbid, weil sich dieses Material nicht verzieht , die Spitze aus dem sehr leichten Metall Messing. Der Hersteller, der den Kugelschreiber zu dem ersten erfolgreichen Massenprodukt überhaupt gemacht hatte, war der französische Industrielle Baron Marcel Bich, der 1945 die Société Bic (damals noch Société PPA) gründete. Bich ließ das Design weiter verfeinern, produzierte im großen Stil und verkaufte in den USA den hochwertigen Bic-Kugelschreiber für 10 Cent. Damit eroberte er den US-amerikanischen Markt in kürzester Zeit. Es werden heute weltweit ca. 14 Millionen Kugelschreiber täglich verkauft. (Die Fakten enstammen dem hervorragenden Lehrbuch „Kunst mit Kuli“ von Matt Rota, 2016)

Als erste Übung empfehle ich wildes Scribbeln. Wir lernen den Kugelschreiber mit seinen beschränkten Möglichkeiten auf die Strichkunst am besten kennen, wenn wir ihn laufen lassen. Alles ist erlaubt. Ihr könnt sogar die Augen schließen und zunächst wild drauflos kritzeln. Danach sucht ihr Euch Passagen aus, die Euch gefallen oder die Euch inspirieren und formt sie aus. Schon ist ein Anfang gemacht, eine erste Skizze entstanden. Dann gleich nochmal.

Erst danach sollten Strich-Übungen erfolgen zum Erlernen von Verläufen. Dazu hier demnächst mehr.