Vorbild Müller: Mut zum Fehler!

Schon mit dem ersten Strich ist es passiert: das schöne, weisse Blatt hat seine Perfektion eingebüßt. Ob die dann noch folgenden Linien, diese Aneinanderreihung von stümperhaften Krakeleien mehr sein können als ein grandioses Scheitern auf Papier, obliegt der Urteilskraft oder auch der Verblendung der späteren Betrachter. Klar ist, dass ein leeres Blatt ungefähr so perfekt ist wie ein 0:0 vor Anpfiff eines Fußballspiels. Mit dem Pfiff des Schiedsrichters beginnt das faszinierende Ringen um den größeren Mut zum Risiko und zum Fehler. Irgendwie muss ab sofort der Ball ins Tor. Wir bewundern Spieler, die dabei Fehler beim Gegner erzwingen, wir leiden mit dem vergeigten Torschuss, dem vergebenen Elfmeter, wir pöbeln gegen das Schiedsrichtergespann, das völlig blind ein klares Abseits übersieht und wir lieben deshalb dieses Spiel. Im kreativen Schaffensprozess entstehen vergleichbare Emotionen und spannungsgeladene Momente, weil mit dem ersten Strich auf dem weissen Blatt oder dem ersten Schlag in den zukünftigen Druckstock klar ist, dass wir ein Werk schaffen wollen und bis zur Vollendung mit großer Wahrscheinlichkeit reihenweise scheitern werden. Wir stellen uns dieser Herausforderung und kämpfen um Linien, Formen, Farben und Ausdruck mit Konzentration und Beharrungsvermögen. Und wir haben Glück, wenn wir dabei um uns herum für einige Momente alles vergessen und genauso konzentriert wie Thomas Müller bei einem Torschuss aus der Distanz auf unser Ziel hinarbeiten. Denn der lockere und meist gut gelaunte Müller ist zwar ein umjubelter Torschützenkönig, aber er weiss um das ständige Scheitern. Die meisten Schüsse aufs Tor gehen eben nicht rein. Überhaupt mal einen Ball im Tor unterzubringen ist eine große Kunst, die verkrampften, dem Perfektionswahn verfallenden Fehlervermeidern verborgen bleibt. Na ja, manchmal haben auch die Glück und schaffen etwas Unverwechselbares. Das ist dann die Gnade des Zufalls. Wenn ich lauthals verkünde, in der Kunst gebe es keine Fehler, so nur deshalb, um bewusst zu Fehlern zu animieren. Die Mutigen gewinnen zwar nicht immer, aber auch wenn sie verlieren, verlieren sie schöner.

Kreative Fitness

Mit der Kreativität ist es nicht so viel anders wie mit der Muskulatur. Sie ist vorhanden, aber nur in den seltensten Fällen richtig trainiert. Kreative Kompetenzen erwerben und erhalten wir durch ständiges Training bis ins hohe Alter. Wie das geht? In den Kursen lege ich vermehrt Wert auf nachvollziehbare Konzepte zum Austricksen der überall lauernden Kreativitätskiller:

  • Angst vor Fehlern und Perfektionswahn
  • Mangelndes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen
  • Verwirrung und fehlende Konzentration
  • Überforderung und Erschöpfung

do art for you- Kurse bieten Übungen und Techniken der bildenden Kunst zur Überwindung von Kreativtätsblockaden und schaffen die Voraussetzungen für gesteigerte Kreativtät und Schaffenskraft.

 

 

Wie viel Zeit passt in eine Plastiktüte?

Hier zwei Antworten: 3 Sekunden einer Fußballszene und  150.000 Jahre alter Sand. Kürzlich kam in einem Round-Table-Gespräch diverser Anbieter zu neuen Kursangeboten in Hamburg-Eppendorf das Gespräch auf das Philosophieren mit Kindern. Ich erinnerte mich an meinen Artikel im Oldenbourg-Verlag aus dem Jahr 2010 zu genau diesem Thema, der nicht an Aktualität eingebüßt hat. Hier der Link: Wie viel Zeit passt in eine Plastiktüte?