Kugelschreiber-Kunst 1

Die wilde Skizze

In den kommenden Wochen möchte ich mich mit meinen Kunstkurs-Schülern aller Altersgruppen mit einem alltäglichen Gebrauchsgegenstand beschäftigen, der uns allen als vertrauter und verlässlicher Partner für das schnelle Aufschreiben von Notizen dient.

Kleine Kugelschreiber-Geschichte: Der Kugelschreiber, wie wir ihn heute verwenden, wurde 1938 nach vielen vorangegangenen Patentanmeldungen diverser Erfinder von den ungarischen Brüdern László und Georg Bíró und ihrem Geschäftspartner Andor Goy patentiert. Der Start als kommerzielles Produkt verlief zäh. Hielt man den Stift nicht hunderprozentig aufrecht, ergab sich kein ununterbrochener Tintenfluss. Mithilfe angerauhter Kugeln aus Edelstahl wurde dieses Problem weitestgehend gelöst, aber der Kugelschreiber wäre wahrscheinlich nie zu dem heutigen Massenprodukt geworden, wäre da nicht der Kontakt der Bíró-Brüder zu dem britischen Buchhalter Harry Martin in Bueons Aires  entstanden. Martin wusste, dass die British Air Force damals in großen Höhen Schwierigkeiten mit Schreibuntensilien hatte. Füller liefen aus, und die Offiziere hielten Ausschau nach anderen Werkzeugen, mit denen sie während des Fluges Notizen machen konnten. Martin stellte sowohl in Washington als auch in London den Repräsentanten der beiden Luftwaffen das Kugelschreiberdesign vor. Die Briten bestellten daraufhin 30.000 Kugelschreiber bei den Bíró-Brüdern. Es wurde der Durchbruch. Viele Erfinder und Hersteller wie Eberhard Faber und Milton Reynolds verfeinerten das Design. So besteht beispielsweise die Kugel heute im Normalfall aus Wolframkarbid, weil sich dieses Material nicht verzieht , die Spitze aus dem sehr leichten Metall Messing. Der Hersteller, der den Kugelschreiber zu dem ersten erfolgreichen Massenprodukt überhaupt gemacht hatte, war der französische Industrielle Baron Marcel Bich, der 1945 die Société Bic (damals noch Société PPA) gründete. Bich ließ das Design weiter verfeinern, produzierte im großen Stil und verkaufte in den USA den hochwertigen Bic-Kugelschreiber für 10 Cent. Damit eroberte er den US-amerikanischen Markt in kürzester Zeit. Es werden heute weltweit ca. 14 Millionen Kugelschreiber täglich verkauft. (Die Fakten enstammen dem hervorragenden Lehrbuch „Kunst mit Kuli“ von Matt Rota, 2016)

Als erste Übung empfehle ich wildes Scribbeln. Wir lernen den Kugelschreiber mit seinen beschränkten Möglichkeiten auf die Strichkunst am besten kennen, wenn wir ihn laufen lassen. Alles ist erlaubt. Ihr könnt sogar die Augen schließen und zunächst wild drauflos kritzeln. Danach sucht ihr Euch Passagen aus, die Euch gefallen oder die Euch inspirieren und formt sie aus. Schon ist ein Anfang gemacht, eine erste Skizze entstanden. Dann gleich nochmal.

Erst danach sollten Strich-Übungen erfolgen zum Erlernen von Verläufen. Dazu hier demnächst mehr.

 

Radierung-Special im Januar

Liebe Kunstkurs-Interressenten, liebe Kunstkursteilnehmer!

Am 19. Januar erweitere ich den Abend um zwei Stunden und biete ein konzentriertes Arbeiten und Drucken im Tiefdruck von Rhenalonplatten in der Zeit von 18 bis 22 Uhr an. Vier Stunden bieten ausreichend Zeit, um zu Ritzen und zu Drucken.

Der Ort: Kunstraum 1 im Gymnasium Eppendorf, Hegestraße 35, 20249 Hamburg (Hauptportal, durch die Glastür, dann links erneut durch Glastür den Gang entlang, dann wieder links durch Glastür und die Treppe hoch bis es nicht mehr geht: unter dem Dach befindet sich der Kunstbereich)

Das Vorbereiten und Drucken von Rhenalonplatten ist unter meiner Anleitung sogar für Ungeübte und Anfänger möglich.

Gut ist es , wenn Motive in DinA6, maximal DinA5 -Größe mitgebracht werden. Da es sich um ein Druckverfahren handelt, sollte bedacht werden, dass die Vorlagen bei Übertrag seitenverkehrt gedruckt werden, mithin ein Motiv, besipielsweise ein Porträt, besser in der Vorbereitung gekontert ausgedruckt wird. Bei Schrift ist diese Vorbereitung unumgänglich. Kaltnadeln werden gestellt. Für die Geübten: Ihr könnt selbstverständlich auch noch nicht komplett abgedruckte Platten an dem Abend erneut drucken. Erforderlich ist Pünktlichkeit, denn der Tiefdruck ist bei aller kreativen Befriedigung arbeitsintensiv.

Die Kosten: 44 € für vier Stunden (das entspricht dem Stundensatz der 10er-Karte) inkl. einer Rhenalonplatte DinA6, sowie einfachem Büttendruckpapier, Druckfarbe und Trocknungspapier für fünf Druckabfolgen Wer mehr oder auf besserem Papier drucken möchte, wendet sich bitte im Rahmen der Anmeldung an mich. Hier werden Zusatzkosten für das Material entstehen. Für die angemeldeten Kunstkursteilnehmer gilt Folgendes: Für die mit 10er-Karte ist es eine Doppelstunde. Für die festangemeldeten Teilnehmer kostet der Abend 22 € zusätzlich.

Um den erweiterten Materialaufwand einschätzen und planen zu können, bitte ich um Anmeldung bis Sonntag, dem 17. Januar.

Workshop „Kreativer Farbholzschnitt“

Liebe Kunstkursinteressierte, liebe Kunstkursteilnehmer,

am Samstag, dem 11. April 2015, biete ich im Rahmen der Holzschnitt- und Druckausstellung „Wild ist (m)eine Lieblingsfarbe“ in der Fabrik der Künste, Kreuzbrook 12, 20537 Hamburg, von 11 – 16 Uhr einen Holzschnitt- und Druckworkshop „Kreativer Farbholzschnitt“ für Anfänger und Fortgeschrittene an. Ich werde dabei unterstützt von einem erfahrenen Drucker, sodass jeder der ca. 10 Teilnehmer individuell betreut werden kann.

Nach eigenen oder von mir vorgeschlagenen Motiven entstehen Entwürfe, die in Holz geschnitten und auf Büttenpapier an einer Handpresse gedruckt werden.

Neben dem kostenlosen Eintritt in die sicher inspirierende große retrospektive Ausstellung vier Hamburger Holzschnitt-Künstler (u.a. Artur Dieckhoff) sind Material (MDF-Platten, Farben, Büttenpapier) sowie Werkzeug Teil der Teilnahmegebühr von 70 €.

Ich freue mich über Anmeldungen bei mir oder beim Veranstalter: Klaus Raasch:  040 – 46856109 (AB) oder mail@edition-klaus-raasch.de

Beste Grüße
Matthias Taube

ps: Zur Ausstellung erscheint eine Zeitung, die Ihr über mich kostenlos beziehen könnt. Sowohl dort, wie derzeit noch nicht auf der Website der „Fabrik der Künste“ (http://www.fabrikderkuenste.de/veranstaltungen.html) ist dieser Workshop im Rahmenprogramm erwähnt. Dennoch: Dieser Workshop findet definitv statt.

Gefühle – Das abgeschlossene Projekt jetzt in Ausstellungen

In der Grundschule Hoheluft und im Bildungshaus Lurup wird das monatelang erarbeitete Projekt „Gefühle“ nun für die Öffentlichkeit sichtbar. Bilder von der noch laufenden Ausstellung im Pavillon der Grundschule Hoheluft folgen. Hier ein Hinweis in eigener Sache auf der Homepage des Gymnasiums Eppendorf:  http://www.gymnasium-eppendorf.de/kunst-ag-von-matthias-taube-stellt-im-bildungshaus-lurup-aus/

Unterschätzt die Kids nicht !

Letzte Woche habe ich in meinen drei Kunstgruppen (neben meiner freien Gruppe, leite ich noch zwei KunstAGs an zwei Schulen) 36 Kindern zwischen acht und dreizehn Jahren die Frage gestellt: „Was gibt es für Gefühle?“ Das Ergebnis dieses Brainstormings waren 86 Begriffe. Klar, es fehlen Gefühle wie beispielsweise Sehnsucht oder Trennungsschmerz. Aber dass so junge Menschen spontan so viele zum Teil sehr differenzierte Gefühle wie Verlegenheit oder Zuversicht benennen können, hat mich doch ziemlich überrascht. Hier die Liste:

Abneigung
Angst
Anspannung
Ärger
Aufgedrehtheit
Aufregung
Ausgelassenheit
Bedrücktsein
Begeisterung
Bestürzung
Black Out
Burn Out
Dankbarkeit
Deprimiertsein
Eifersucht
Einsamkeit
Empörung
Entäuschung
Entgeisterung
Entschlossenheit
Entrüstung
Entspannung
Erschöpfung
Erschrecken
Fassungslosigkeit
Freude
Freudlosigkeit
Fröhlichkeit
Frust
Furcht
Geborgenheit
Gelassenheit
Genervtsein
Genötigtsein
Gezwungensein
Gier
Glück
Grusel
Hass
Hoffnung
Langeweile
Lebensmüdigkeit
Leidenschaft
Liebe
Liebeskummer
Lust
Mattigkeit
Mitleid
Misstrauen
Motiviertheit
Müdigkeit
Mut
Neid
Neugier
Schadenfreude
Scham
Schmerz
Schrecken
Schuld
Selbstvertrauen
Sorge
Stolz
Stress
Trägheit
Trauer
Übelkeit
Überforderung
Übermut
Überraschtsein
Überwältigung
Unlust
Unschuld
Unterforderung
Verbitterung
Verlegenheit
Verliebtheit
Verschlossenheit
Vertrauen
Verwirrung
Verwunderung
Vorfreude
Wut
Zorn
Zuversicht

Tipp: Tontrennung

Eine Hilfe beim Malen ist das Simplifizieren einer (Foto-)Vorlage durch geeignete Bildbearbeitungen. Picasia oder ähnliche einfache Bildbearbeitungsprogramme hat fast jeder auf dem Rechner und damit ist es nicht schwer, sich entsprechende Vorlagen zu verschaffen. Das Tool Tontrennung verschafft die Möglichkeit, ein komplexes Bild in eine Form von in der Anzahl selbst festgelegter Farbflächen zu reduzieren. Hier zeige ich ein einfaches Schwarz-Weiss-Beispiel.

Das Malen nach Tontrennwerten ist mitnichten unkreatives „Malen nach Zahlen“, denn Ihr legt die Vorlage, die Detailliertheit und die Farbpalette selbst fest. Viele Künstler arbeiten so, um gegenständlich und doch am Rande der Abstraktion zu produzieren.

Unschwer zu erkennen ist, dass diese Methode sich gerade auch eignet, eine Vorlage für einen Hochdruck zu erstellen. Zum Beispiel für einen Holzschnitt.

Bild: Detail aus Fotografie von Walker Evans, Amerika, Schirmer/Mosel, 1990, Mrs. Frank Tengle, Bildtafel 91

Diese Fotovorlage habe ich nicht zufällig ausgewählt. Auf meiner Website seht Ihr mein aktuelles, erst küzlich begonnenes Projekt, das den Begriff „Armut“ verhandelt. http://www.matthiastaube.de/home.0.html und http://www.matthiastaube.de/87.0.html

Sommertarif für moments of flow !!! 50 € sparen !!!

Die WM ist vorbei und das ewige Grillen wird vielleicht irgendwann auch mal langweilig. Deshalb wollen wir Euch dieses neuartige Kunst und Yoga-Wochenende nochmal richtig schmackhaft machen mit einem SOMMERTARIF für die freien Plätze am 16. und 17. August 2014. Wer sich verbindlich bis zum kommenden Montag, dem 28.7.2014 auf unserer Website anmeldet, spart 50 Euro ! Statt der üblichen 240 € eben sommerliche 190 € . Und na klar, gilt das auch für die schon Angemeldeten. Die nächsten Termine für Hamburg und Umgebung im Spätsommer und Herbst sind im übrigen gerade in Planung.

Vorbild Müller: Mut zum Fehler!

Schon mit dem ersten Strich ist es passiert: das schöne, weisse Blatt hat seine Perfektion eingebüßt. Ob die dann noch folgenden Linien, diese Aneinanderreihung von stümperhaften Krakeleien mehr sein können als ein grandioses Scheitern auf Papier, obliegt der Urteilskraft oder auch der Verblendung der späteren Betrachter. Klar ist, dass ein leeres Blatt ungefähr so perfekt ist wie ein 0:0 vor Anpfiff eines Fußballspiels. Mit dem Pfiff des Schiedsrichters beginnt das faszinierende Ringen um den größeren Mut zum Risiko und zum Fehler. Irgendwie muss ab sofort der Ball ins Tor. Wir bewundern Spieler, die dabei Fehler beim Gegner erzwingen, wir leiden mit dem vergeigten Torschuss, dem vergebenen Elfmeter, wir pöbeln gegen das Schiedsrichtergespann, das völlig blind ein klares Abseits übersieht und wir lieben deshalb dieses Spiel. Im kreativen Schaffensprozess entstehen vergleichbare Emotionen und spannungsgeladene Momente, weil mit dem ersten Strich auf dem weissen Blatt oder dem ersten Schlag in den zukünftigen Druckstock klar ist, dass wir ein Werk schaffen wollen und bis zur Vollendung mit großer Wahrscheinlichkeit reihenweise scheitern werden. Wir stellen uns dieser Herausforderung und kämpfen um Linien, Formen, Farben und Ausdruck mit Konzentration und Beharrungsvermögen. Und wir haben Glück, wenn wir dabei um uns herum für einige Momente alles vergessen und genauso konzentriert wie Thomas Müller bei einem Torschuss aus der Distanz auf unser Ziel hinarbeiten. Denn der lockere und meist gut gelaunte Müller ist zwar ein umjubelter Torschützenkönig, aber er weiss um das ständige Scheitern. Die meisten Schüsse aufs Tor gehen eben nicht rein. Überhaupt mal einen Ball im Tor unterzubringen ist eine große Kunst, die verkrampften, dem Perfektionswahn verfallenden Fehlervermeidern verborgen bleibt. Na ja, manchmal haben auch die Glück und schaffen etwas Unverwechselbares. Das ist dann die Gnade des Zufalls. Wenn ich lauthals verkünde, in der Kunst gebe es keine Fehler, so nur deshalb, um bewusst zu Fehlern zu animieren. Die Mutigen gewinnen zwar nicht immer, aber auch wenn sie verlieren, verlieren sie schöner.

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